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Verfahren für die Stereo-Mikrofonie - MS-Stereophonie
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MS-Mikrofonie - der Königsweg

Die Verwendung einer Variante der Intensität-Stereophonie löst die Probleme des Höhenabfalls auf geniale Art und kombiniert diesen Vorteil mit einer wesentlich universellen Verwendbarkeit, einer einfachen Regelmöglichkeit der Stereoparameter 'Breite' und 'Richtung' und gibt zusätzlich die Möglichkeit auch Mikrophone mit kugelförmiger Richtcharakteristik zu verwenden. Die MS -Mikrofonie benutzt ebenfalls zwei Mikrophone; diese sind aber nicht den beiden Stereokanälen Links und Rechts zugeordnet sondern den Äquivalenten M und S. Hierbei steht M für Mitte und S für Seite. Im Artikel MS Stereophonie finden Sie viele Informationen über dieses Verfahren.

Aus diesen beiden Signalen lässt sich durch die Verwendung einer elektrischen Matrix wieder ein Links-Rechts-Signal gewinnen. Gleichzeitig bietet die Matrix universelle Regelmöglichkeiten für die Basisbreite und die Richtung.

Bei der MS -Mikrofonie verwendet man ein Mikrophon, dass entweder eine nierenförmige oder eine kugelförmige Richtcharakteristik haben kann. Dieses Mikrophon wird direkt auf die Mitte der Stereobasis ausgerichtet, was bei Verwendung eines Kugelmikrophons allerdings keine Rolle spielt. Es liefert das Mittensignal M. Durch diese Anordnung ist der negative Einfluß der Richtcharakterik bei hohen Frequenzen bereits ausgeschaltet. Für das Seitensignal S, dass die Richtungsinformation liefert, verwendet man eine achterförmige Richtcharakteristik. Die achterförmige Charakteristik hat von vorn und von hinten die gleiche Empfindlichkeit. Bei einer Besprechung von der Seite ist die Empfindlichkeit sehr gering. Die Eigenheit dieser Richtcharakteristik liegt darin, dass Signale die von vorn und von hinten auf die Membran gelangen um 180 ° in der Phase gedreht sind. Dieser Effekt macht es möglich aus einer Anordnung bei der das achterfömige Mikrophon quer zum Mittenmikrophon ausgerichtet ist als M/S Anordnung zu verwenden. Achterförmige Richtcharakteristiken lassen sich bei Kondensatormikrophonen sehr einfach herstellen. Sehr viele Kondensatormikrophone haben eine stufenlose Regelmöglichkeit für die Charakteristik; andere sind zwischen verschiedenen Formen umschaltbar.

Die Polung der Mikrophone zueinander wird so ausgerichtet, dass der Ausgang des Mittenmikrophons in Phase mit dem Signal des Seitenmikrophons ist, wenn es von links betont wird. Damit ergibt sich dann folgende Situation im Raum. Eine Schallquelle in der Mitte der Stereobasis trifft gerade auf das M-Mikrophon, aber quer auf das achterförmige S-Mikrophon. Der Ausgangspegel des S-Mikrophons wird dadurch sehr gering während der Ausgangspegel des M-Mikrophons maximal wird. Wir können also für diesen Fall in guter Näherung und zur Vereinfachung der folgenden Betrachtungen annehmen, dass das Signal des M-Mikros +1 und das Signal des S-Mikros 0 ist. Eine Schallquelle von links außen trifft auf das M-Mikrophon und auf die gleichphasig gepolte Seite des Seitenmikrophons. Ist das Mittenmikrophon kugelförmig, ist der Pegel identisch mit dem Pegel aus der Mitte. Falls es nierenförmig ist, ist es nach wie in Phase mit dem Seitenmikrophon, aber es hat einen geringeren Pegel. Das Resultat für diesen Fall ist also ein Pegel von +1 vom Mittenmikrophon und ein Pegel von +1 vom Seitenmikrophon; wieder unter Vernachlässigung exakter Pegelmessungen in guter Näherung. Es liegt auf der Hand, dass sich das Resultat bei einer Schallquelle rechts außen nur hinsichtlich der Phasenlage des Seitenmikrophons unterscheidet. Das Resultat für 'ganz Rechts' ist demnach +1 für M und -1 für S.

Damit haben wir alle Informationen, die für die Umwandlung des Formats in ein konventionelles Stereosignal mit den Kanälen Links und Rechts zusammen. Wir haben

Fall Ausgang M Ausgang S
nur Links +1 +1
Mitte +1 0
nur Rechts +1 -1

Wir müssen also um den linken Kanal zu erhalten M und S addieren. Um den rechten Kanal zu erzeugen, müssen wir M und S voneinander subtrahieren. Also:

M + S = L
M - S = R

Überprüfen wir was passiert, wenn unser Signal aus der Mitte kommen soll, also Links und Rechts gleich laut werden müssen:

Bei 'Mitte' ist M = +1 und S = 0

dies ergibt

für L: M + S = +1 + 0 = +1
für R: M - S = +1 - 0 = +1

Das Signal aus der Mitte erscheint also am Ausgang der Matrix auch wieder in der Mitte.

Dieses Verhalten ist exakt identisch mit dem Verhalten jeder M/S Matrix. Übliche Stereo-Richtungsmischer, wie die nebenstehend abgebildeten Typen W730 aus der V700 Serie und TM130 aus der ToolMod Baureihe können eingangsseitig auf M/S Betrieb umgeschaltet werden. Ferner sind Regler für die Stereobasisbreite und die Richtung vorhanden. Damit wird ein solcher Richtungsmischer zum idealen Gerät für die Umsetzung der Signale eines MS Stereo Mikrophons nach Links und Rechts. Über die Regelmöglichkeiten lassen sich dann rein elektrisch Basisbreite und Richtung anpassen, ohne das eine einmal gewählte Mikrophonaufstellung geändert werden muss.

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