Analog Audio - Grundlagen der Pro Audio Technik

Wieso eigentlich + 6 dBu?
Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
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In der europäischen Rundfunk Studiotechnik ist ein Nennpegel von + 6 dBu, entsprechend 1.55 V allgemein üblich. Auf diesen Wert wird die 100 % = 0 dB Marke der Aussteuerungsmesser geeicht und alle Linienein- und ausgänge sind für diesen Pegel ausgelegt. So weit, so gut, doch warum wählte man ausgerechnet diesen 'krummen' Wert?

Die Erklärung ist verhältnismäßig einfach. Wie fast immer im Bereich der Pro Audio Technik liegen auch hier die Wurzeln in der Telefontechnik. Wie bereits erwähnt bezieht sich der absolute Leistungspegel dBm auf eine Leistung von 1 mW and einem Widerstand von 600 Ohm. Diese Leistung ist die typische Leistung einer Telefon Hörkapsel und 600 Ohm ist nichts weiter als der übliche Widerstand solcher Kapseln. Rechnet man diese Leistung in eine Spannung um, so ergibt sich ein Wert von 775 mV.

In der Studiotechnik haben wir es aber fast ausschließlich mit Spannungspegeln zu tun. Da in der analogen Verstärkertechnik im Studiobereich die Leistung nicht von Interesse ist und die Bandbreiten für Audiosignale im niederfrquenten Bereich liegen, ist eine Leistungsanpassung weder erforderlich noch sinnvoll.

Die Innenwiderstände der Ausgänge der Studiogeräte sollten immer sehr niederohmig sein, so daß der Anschluss mehrerer Eingänge an einen Ausgang möglich ist und den Pegel nicht nennenswert verändert. Dieses Prinzip, kleiner Innenwiderstand des Ausgangs und hoher Innenwiderstand der Eingänge nennt man Spannungsanpassung.

Wegen der geringen für Audiosignalen erforderlichen Bandbreite läßt sich dieses Prinzip im Bereich der Tonstudiotechnik leicht realisieren. Dies ist bei Videosignalen, in der Hochfrequenztechnik und auch in der digitalen Audiotechnik nicht möglich, da die hier erforderlichen, wesentlich höheren Bandbreiten eine Berücksichtigkeit des Wellenwiderstandes der Leitungen, der Steckverbinder und der Ein- und Ausgänge notwendig machen. Berückischtig man den Wellenwiderstand nicht, entstehenden Reflexionen, die eine störungsfrei Übertragung unmöglich machen.

Doch zurück zu den + 6 dBu. Benutzt man einen Leistungsausgang mit einem Pegel von 0 dBm der demnach einen Innenwiderstand von 600 Ohm hat um einen hochohmigen Eingang anzusteuern, fällt keine Spannung mehr über dem Innenwiderstand des Ausgangs ab. Leistungsanpassung liegt dann vor, wenn der Belastungswiderstand gleich dem Innenwiderstand des Ausgangs ist. Ist der Belastungswiderstand, der ja der Eingangswiderstand des angeschlossenen Eingangs ist, sehr hoch, fällt keine Spannung mehr über dem Innenwiderstand ab. Dadurch verdoppelt sich die Ausgangsspannung - in unserem Fall von 775 mV auf genau 1.55 V; genau dem Spannungswert der unseren Rundfunk-üblichen Normpegel darstellt.


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