Pro Audio White Papers

Pro und Contra der Multiband Kompression beim Stereo Mastering
oder auch die Entstehung des V700 Bass Kompressors

Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
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Doch zurück zu den Diskussionen über diese Thema mit Mastering Kunden. Nach der Erörterung der oben aufgeführten Punkte kamen wir letztendlich einvernehmlich zu einem 'wenn schon, denn schon' Ergebnis; wenn schon Multiband Kompression, dann aber richtig. Richtig in diesem Zusammenhang bedeuted, dass es positiver Einsatz des Verfahrens dann möglich wird, wenn alle Parameter der Kompression für jedes Band getrennt geregelt werden können. Ferner war für alle Anwender, die ihre Erfahrungen mit den Mastering Geräten des V700 Systems gemacht hatten klar, dass die zusätzlichen Funktionen zur Kompensation von Nebeneffekten in keinem Fall fehlen dürfen.

Darüber hinaus spielt einen auf die jeweilige Mischung passende Wahl der Trennfrequenzen und die phasenkorrigierte Ausführung der Filter eine entscheidende Rolle für das Endergebnis. Wenn die Regelung nicht aktiv ist, darf sich die gesamte Mischung durch die Aufspaltung in mehrere Frequenzbänder und nachträgliche Addition der einzelnen Kanäle nicht verändern. Dies gilt für den Frequenzgang UND den Phasengang. Eine Veränderung hier würde zu einer unerwünschten Einfärbung der Mischung führen, die nur sehr schwierig anderweitig zu kompensieren ist und den probeweisen Einsatz einer Multiband Kompression zu einer schwierigen Prozedur werden läßt. Zusätzliche Eingriffe in schon festgelegte Equalizer- und Filtereinstellungen würden erforderlich sein um die Frequenzgang und Phasenfehler zu korriegieren.

Die Flankensteilheit der Filter sollte ausreichend klein sein, um ein gewisses 'Übersprechen' zwischen den Bändern zuzulassen, dass die Kompressionsunterschiede etwas verwischt, aber doch so groß, dass eine wirkliche Beeinflussung über große Frequenzbereiche ausgeschlossen ist. Dies bedeutet, dass eine Flankensteilheit von 6 dB/Oktave eindeutig zu klein ist. Betrachtet man den Verlauf eines 6 dB Filter, so erkennt man, dass die erste Okatve oberhalb bzw. unterhalb der Eckfrequenz nur eine Steilheit von ca. 4.5 dB hat und erst in den nächsten Oktagen sich die Flankensteilheit auf 6 dB/Oktave erhöht. Welche Flankensteilheit in der ersten Oktave außerhalb der Eckfrequenz existiert hängt von der Filtercharakteristik ab, die aber durch die Notwendigkeit der Phasenkorrektur quasi festgeschrieben ist. Nimmt man eine Trennfrequenz von z. B. 120 Hz an und betrachtet man das Spektrum von Bass und Kick Drum, so wird sofort klar, dass im benachbarten Mittenband schon ein heftiger Pegel von einem anderen Instrument auftauchen muß, damit nicht die Oberwellen von Bass und Kick Drum das Mittenband gleich mitbestimmen. Bei einer Steilheit von 24 dB/Okt. hat man sicherlich übertrieben; 12 dB ist ein guter Kompromiß zwischen Verwischung und getrennter Regelung und ist technisch mit entsprechendem Auwand auch dann zu realisieren, wenn die Frequenzen geregelt werden müssen und trotzdem die Linearität von Frequenzgang und Phasengang erhalten bleiben muss.

Bei der Frage der Anzahl der erforderlichen Bänder, ergab sich aus aus verschiedenen Gründen, dass weniger als 4 Bänder eigentlich nicht sinnvoll sind. Der Bassbereich benötigt in jedem Fall ein eigenes Band das nicht mit den unteren Mitten zusammenfallen darf. Wäre dies der Fall so würde sich die Einstellung des Bassbereichs in die Grundtöne von Vocals und Soloinstrumenten 'einmischen', was die Freiheit bei der Wahl einer geeignet Einstellung für den wichtigen Tieftonbereich stark einschränken würde. Betrachtet man die spektrale Verteilung beim überwiegenden Teil realer Musiktitel, so gilt die Aussage für den Bassbereich gleichermaßen für den oberen Höhenbereich. Die Aufteilung des Bereichs oberhalb des Bassbereichs und unterhalb der oberen Höhen in zwei weitere Bänder ist hier schon eher als Kompromiss als als optimale Lösung zu sehen. Eigentlich waren wir an diesem Punkt bereits soweit, dass mehr als 4 Bänder notwendig sind.

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