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M/S Stereofonie in der Sendetechnik des Rundfunks
Autor: Gerd Jüngling - Copyright: Alle Rechte vorbehalten
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Alle diese Faktoren zusammen führen zu folgender Lösung:

Die Bandbreite des Mittensignals wird auf 15 kHz begrenzt. Der 'Sicherheitsabstand' wird auf 8 kHz festgelegt. Damit beginnt das Übertragungsband für das Seitensignal bei 23 kHz. Die Trägerfrequenz liegt demzufolge um die Bandbreite von 15 kHz höher, also bei 38 kHz. Das sogenannte 'obere Seitenband', also die bei der Modulation aus der Addition von Modulation und Träger entstehenden Frequenzen reichen von 38 kHz bis 53 kHz. Zur Regeneration der Trägerfrequenz fügt man nun in der Mitte des Sicherheitsabstandes, also bei 19 kHz einen sogenannten Pilotton hinzu, der exakt die halbe Trägerfrequenz hat und phasenstarr mit dem Träger verkoppelt ist. Dieser Pilotton lässt sich durch Frequenzteilung oder durch eine sogenannte PLL Schaltung einfach erzeugen. PLL steht hierbei für 'Phase Locked Loop' zu deutsch 'phasenverriegelte Schleife'. Gemeint ist eine spezielle Schaltung, bei der ein Oszillator durch ein anderes Signal in der Frequenz so genau gesteuert wird, dass sich die Phasenlage zwischen Steuersignal und Oszillatorausgang nicht verändert. Mit einer solchen Schaltung lässt sich eine Frequenz praktisch beliebig dividieren oder multiplizieren.

Wie stellt der Empfänger aber nun das Stereo Signal wieder her? Die Antwort ist einfach; er beschreitet den oben beschriebenen Weg rückwärts, bis am Ende wieder ein Links-Rechts Signal erscheint. Dieser 'Stereo Dekoder' im Empfänger filtert zunächst den Pilotton heraus und regeneriert daraus - meist mit einem PLL Kreis die 38 kHz Trägerfrequenz. Ferner sind Filterstufen vorhanden, die oberhalb von 15 kHz und unterhalb von 23 kHz ansetzen und verhindern, dass Teile des Mittenbandes im Seitenband auftauchen und umgekehrt. Die regenerierte Trägerfrequenz wird dann benutzt um das Seitenteil zu demodulieren, also vom 38 kHz Hilfsträger zu befreien, so dass es wieder im Originalformat vorliegt. Da nun beide Signale, Mitte und Seite wieder vorhanden sind, erfolgt die Umsetzung von M/S nach X/Y in einer weiteren Matrix. Diese Matrix addiert M und S für den linken Ausgang und subtrahiert M und S für den rechten Kanal.; macht also die genaue Umkehrung der Matrix die aus Links und Rechts Mitte und Seite erzeugt hat.

Ein langer Weg und viele Schritte vom Stereosignal am Sendereingang bis zu den Stereo Lautsprechern des Empfängers, nicht wahr? Da stellt sich natürlich die Frage, was auf dem Weg dazwischen denn verlorengeht, verfälscht wird oder in irgendeiner Art und Weise abhanden kommt. Senderseitig wird ein sehr hoher Aufwand betrieben um die möglichen Fehler der Matrizierung und der Modulation vernachlässigbar klein zu hallten. Ein gleicher Aufwand im Empfänger würde den Preis eines solchen Gerätes aber stark nach oben treiben. Daher liegen die wesentlichen Fehler im Empfänger. Neben den Nebeneffekten der Demodulation sind hier die Probleme bei der Umsetzung von M/S nach X/Y entscheidend. Die oben beschriebene 'einfache' Addition und Subtraktion hat leider eine Reihe von Tücken. Stimmen die Pegel nicht überein, entsteht sofort ein hohes Übersprechen zwischen den beiden Stereokanälen. Das zweite Problem ist die Phasenlage. Auch hier erzeugen kleinste Phasenfehler zwischen M und S bei der Umwandlung nach XY sofort sehr schlechte Übersprechdämpfungen. Durch die erforderlichen Filterungen sind solche Phasenfehler jedoch nur sehr schwierig zu vermeiden. Dadurch steht und fällt letztendlich die Qualität mit der Präzision des Stereodekoders im Empfänger. Betrachtet man jedoch die hörphysiologischen Grundlagen für die Ortung einer Schallquelle in einem Stereosystem stellt man fest, dass die Übersprechdämpfung eines Stereosystems nicht sehr hoch sein muss. Die überwiegende Mehrheit der Menschen hört nur noch einen Stereokanal, wenn der Pegelunterschied zwischen links und rechts größer als 15 bis 18 dB wird. Bei diesem relativ geringen Unterschied kann man den anderen Kanal dann auch komplett abschalten, ohne das dies hörbar wird. Daraus ergibt sich, das eine hohe Übersprechdämpfung zwischen den Stereokanälen zwar wünschenswert ist, in der Realität aber bereits ca. 20 dB ausreichen um eine Übertragung ohne wirkliche Beeinträchtigung zu ermöglichen.

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